5.
Ich kann jedwedes Ungemach ertragen,
Gerüstet bin ich wider Schicksalstücken,
Nie wird ein Leid mich ganz zu Boden drücken,
Im tiefsten Kern mich treffen nie und schlagen.
Nur Eines zähl' ich zu den höchsten Plagen:
Durch Liebe nicht beglückt sein und beglücken;
Will solches Glück das Schicksal mir entrücken,
Dann fehlet Sinn und Inhalt meinen Tagen.
Wie Duft der Blume, Licht entströmt der Sonne,
So spend' ich Lieb' in schwindelnder Ekstase,
Geliebt zu werden ist mir höchste Wonne:
Kann ich nicht Liebe bieten und gewinnen,
Dann mag mein Leben gleich der Seifenblase,
So hohl und leer wie sie, in nichts zerrinnen.
Aus: Gedichte von Albert Moeser
Erste Sammlung
Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage
Hamburg Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
1890