8.
Liebesahnung
Gar lieblich ist's, o wohl! und süße Pflicht,
Erprobten Bund unwandelbar zu pflegen,
Erkornem hold treufesten Sinn zu hegen,
Bis todumflort erlischt des Auges Licht.
Doch schöner ist es - wer erfuhr es nicht -,
Will junge Neigung sich im Herzen regen,
Wenn zart und rein, halb muthig, halb verlegen,
Aus feuchtem Aug' zuerst die Liebe bricht.
Das ist ein Zittern in des Herzens Gründen,
Ein süßes Zucken, liebliches Erbeben,
Ein Glühn und Wogen, das kein Mensch ermißt:
Ob Leid dir wird, ob Glück, wer kann's ergründen?
Doch ist es gleich, du kannst nicht widerstreben
Und fühlst nur Eines: daß du selig bist.
Aus: Gedichte von Albert Moeser
Erste Sammlung
Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage
Hamburg Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
1890