7.
Das ist des Frühlings Gruß, der wunderholde,
Sanft kost der Wind mit Fluthen, spiegelglatten,
Die Welt wird hell, es grünen neu die Matten,
Es sproßt am Strauch die junge Blüthendolde.
Zu Wolken auf, umsäumt vom Sonnengolde,
Blick' ich im Traum, mich lockt's in Waldesschatten
Im Herzen fühl' ich seliges Ermatten
Und neuen Drang nach süßem Minnesolde.
Und wieder seufz' ich nach dem hehren Bilde,
Das luftig gaukelnd mir gewinkt seit Jahren,
Und das sich stets entzog dem heißen Sehnen:
Wo bist du? sprich! - mein Herz vergeht, das wilde
Mich drängt's unendlich, Mund mit Mund zu paaren
Und stumm mein Haupt an deine Brust zu lehnen.
Aus: Gedichte von Albert Moeser
Erste Sammlung
Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage
Hamburg Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
1890