Der Herbst brach an, tiefernste Weltentrauer
Sinkt auf die Flur, der grimme Nordwind tost,
Durchs bange Herz ziehn ahnungsvolle Schauer:
Du bist mein Trost.
Das Laub sinkt hin vor argen Sturms Gewüthe,
Am Boden tanzen Blätter wirr und wild,
Was thut's? Mir lacht die schönste Menschenblüthe,
Dein liebes Bild.
Kein Lied mehr schallt aus kleiner Sänger Kehle,
Sie fliehn den Reif, der Wald und Flur umgraut,
Doch mir tönt hold wie Sang der Philomele
Dein süßer Laut.
Des Himmels Blau verhüllen Nebelschleier,
Es dräut Gewölk, das schwarz die Flur umflicht,
In mir ist's hell, dort lacht's wie Frühlingsfeier,
Die Lieb' ist Licht.
Mag kalter Tod auch starr die Welt umweben
Und ringsum einziehn öde Grabesruh',
In meiner Brust quillt übermächt'ges Leben,
Und das weckst du.
Sonst mit dem Lenz naht Lust den ird'schen Fluren,
Mir ließ er nichts als Sehnsuchtspein zurück,
Doch nun auf schnöden Winters eis'gen Spuren
Naht mir das Glück.
Aus: Gedichte von Albert Moeser
Erste Sammlung
Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage
Hamburg Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
1890