14.
Du liebst mich nicht, doch strahlt in Schönheitspracht
Dein goldnes Bild, des Glanz mein Herz berückt;
Wie auch dein Stolz mich maßlos quält und drückt,
Doch beug' ich stets mich deiner Zaubermacht.
Stets denk' ich: Was Natur mit Gunst bedacht,
Genug, wenn's hold uns durch sich selbst entzückt!
Nur dem, was glanzlos lebt und ungeschmückt,
Sei Huldgewährung stets zur Pflicht gemacht.
Drum sieh, was ist's, wehrst du mir Liebessold?
Dir jauchzt mein Sinn, weil du vollendet bist -
So spricht mein Geist und täuscht sich selbst durch List.
Doch ach, mein Herz spricht klopfend: "Nein, o nein!"
Verschmäht von dir fühlt's Gram und grimmste Pein
Und seufzt: "Wärst du mir dennoch, dennoch hold!"
Aus: Gedichte von Albert Moeser
Erste Sammlung
Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage
Hamburg Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
1890