Es rauscht, es wallt durch grünende Ufer hin
Die Woge, hell glänzt jede und wölbet sich
So leicht, so voll, so silbern murmelnd, -
Rauschen die Wasser ein Lied der Tiefe?
Und lächelnd steht mit offenen Augen da
Der Baum, in grünsmaragdenem Schmuck, es weht
Von jedem Zweig ein Duft so milde, -
Wehen die Zweige ein süß Geheimniß?
Und Blumen, tiefblau, rosig, in sonn'gem Schein,
Sie färben bunt dort jenes Gefildes Saum,
Wo kräftig junge Saat sich wieget, -
Künden die Blumen der Saat Gedeihen?
Es drängt, es hebt sich mächtig in Thal und Hain,
Es schimmert blühweiß unter dem Taxus dort,
Es haucht, es flüstert um die Halme, -
Wollen die Lüfte ein Wunder künden!
Ja, frohe Botschaft wollen sie künden uns!
Der schöne Lenz naht, lieblich das Haupt bekränzt
Mit Laub und Blumen, grün und rosig,
Rauschend auch grüßen ihn laut die Wasser!
aus: Der neuhochdeutsche Parnaß 1740 bis 1860
Eine Grundlage zum besseren Verständnisse
unserer Litteraturgeschichte
in Biographien, Charakteristiken und Beispielen
unserer vorzüglichsten Dichter
von Johannes Minckwitz
Leipzig 1861