Ständchen

"Wirf den Rossen Futter vor!
Hell erglänzt der Mond,
Reiten will ich vor das Tor,
Wo fein Liebchen wohnt."

Ritter schwang sich leicht aufs Roß,
Knappe hinterdrein,
Durch des Waldes Gipfel floß
Heller Vollmondschein.

"Liebchen, Liebchen, ich bin da,
Liebchen, mach mir auf,
An den Wolken geht schon nah
Morgenrot herauf."

""Glühet an den Wolken schon
Lichtes Morgenrot,
Kehr dein Roß und jag davon,
Bringst mir Angst und Not.""

"Bring dir, süßes trautes Lieb,
Wonne doch zur Pein,
Mach dir keine Sorgen trüb,
Reich den Kußmund dein!"

""Meinen Kußmund biet' ich nicht,
Brich dir eine Ros,
Weißt doch, wie man Rosen bricht
Jung vom Strauche los.""

"Weiß, wie schön die Rosen sind
Frühe still am Tag,
Doch dein Kuß, rotwangig Kind,
Besser munden mag."

""Reite in den Wald zurück,
Frag Frau Nachtigall'n,
Rät sie zu, im Augenblick
Laß ich's Schlüßlein fall'n.""

"Schlug Frau Nachtigall wie wild
Und vor Liebe toll,
Ruft nur, daß ihr Ebenbild
Zu ihr kommen soll."

""Also frag den Kuckuck du,
Der im Wald tut schrein,
Werf' dir dann von oben zu
Gern mein Schlüsselein.""

"Kuckuck ist kein Glücksprophet,
Mach mir auf das Tor,
Siehe dort, die Sonne geht
Blendend schon empor."

""Konnten so in Zucht und Ehr'
Plaudern eine Stund',
Komm fein morgen wieder her,
Mehr dann wird dir kund.""

Collection: 
1909

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Im grünen Waldgehege
Wandl' ich auf stillem Wege,
Den Würzgeruch, so rein,
In mich zu atmen ein.

Das Laub, das mich umdüstert
Und doch so lieblich flüstert,
Läßt neuer Hoffnung Wehn
Mir durch die Seele...

Ich stund auf hohem Berge
Und sah hinab ins Land,
Den Ort wollt' ich erkunden,
Wo unser Herz sich fand.

Schon hatt' ich ihn erschauet
In seiner stillen Ruh -
Da deckte eine Wolke
Ihn fern mir wieder zu...

Blumen gibt es mannigfalt,
Deren Hauch uns rühret -
Manche liebliche Gestalt
Ward mir schon entführet.

Hatte sie oft nur im Traum
Liebend nah' gefunden,
Da, und eh' ich's ahnte kaum,
War sie mir...

Hörst du, wie in meinen Liedern,
Überall dein Name klingt,
Wie ein ewiges Erwidern
Deiner Liebe sie durchdringt?

Machtlos hab' ich hingestammelt
Lust und Leid im armen Wort,
Was so voll in mir versammelt,...

Juninächte, sternenlose,
In dem Blütenmond der Rose,
Da das bange Herz dazu
Lieb' durchstürmte ohne Ruh.

Blitzgezuck und Wetterleuchten!
Und die Nachtigall im feuchten,
Taubenetzten Busche tief
...