Süße Mühen

Laß diesen hauchenden Maienstrauß
In deinen Busen mich versenken
Und über diesen Lenz hinaus
Das holde Geheimniß froh bedenken,
Daß dieser Frühling in uns erregt
Zwei neue lebendige Welten,
Die ewig möchten süß bewegt
Das Höchste einander gelten,
Die rastlos verlangend und nie genug
Mit Fragen, ahnungsvollen,
In seligem Hin- und Wiederzug
Einander ergründen wollen.

aus: Neue Gedichte von J. G. Fischer
Stuttgart Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung
1865

Collection: 
1883

More from Poet

  • Gründonnerstag im Abendschein
    Da spielten wir am Kirchenrain,
    Wie war's im Dorfe still!
    Wir spürten aus des Rasens Duft
    Des Festes Geist und aus der Luft,
    Das morgen kommen will.
    Die goldne Abendröthe klang,...

  • Des Herzens Sehnen war erreicht,
    Du lagst in meinen Armen geschlossen,
    Und Liebe, der kein Lieben gleicht,
    Hab' ich an deiner Brust genossen;
    "Wir sind allein auf dieser Welt!"
    Rief meine Seele froh vermessen,
    "Denn...

  • Kaum auf die Stirne küßt' ich dich
    Und war erschrocken fast,
    Als du wie eine Zuflucht mich
    So heiß umfangen hast,

    Als fiebernd immer voller mir
    Am Hals dein Schluchzen quoll,
    Und deine Pulse sich gejagt,...

  • Im frühsten Lenze hat sie mich
    Geküßt bei Tagesneige;
    Es stahl ein Abendlüftchen sich
    Durch zitternde Pappelzweige.

    O Lüftlein, das so leis genaht,
    Du wardst ein Stürmen und Sausen,
    Und ihrer Lippe stille That...

  • Der Bote kommt - o süße Schrift,
    Die, Liebster, du mir schriebst!
    Laß sehn dein ungeduldig Kind,
    Wie treu du es noch liebst.

    Du zitterst, Herz? o zittre nur
    Und hüpf' in sel'gem Lauf;
    Es zittert ja die Erde auch,...