Gekrönt

Ich trag' ein herrliches Glück im Sinn,
Und was ich thue und wo ich bin,
Es schwebt mir um's Haupt sein warmer Glanz
Wie ein unbestrittener Königskranz,
Und die dürftigen Menschen, sie wissen nicht,
Was mir glüht und leuchtet im Angesicht.

Denn daß ich dich besessen habe,
Deren Namen ich tief in der Brust begrabe,
Das bleibt ewiger Preis dem Mann,
Ein Gedanke, der niemals sterben kann.
Und müßt' ich selber zu Grunde geh'n,
Und schwände, du Einzige, Tag und Nacht,
Die Wahrheit bleibt wie die Sonne steh'n,
Daß du zum Könige mich gemacht.

aus: Neue Gedichte von J. G. Fischer
Stuttgart Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung
1865

Collection: 
1883

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