Geweihte Stätte

Wo Zweie sich küssen zum erstenmal,
Bleibt nach auf Erden ein Duft und Strahl;

Es leuchtet der Platz, es wärmt der Weg,
Von seligem Zittern bebt der Steg;

Und der Baum geht früher in Blüt' und Blatt,
Wenn ein Sonnenregen geregnet hat.

Die Erde wimmelt von Klang und Licht,
Wie Feiertag ist's, und ist doch nicht.

Wär' auch die Sonne am Untergeh'n,
Auf Erden ist's eben wie Aufersteh'n.

Denn Alles ist Seele und Sonnenstrahl,
Wo Zweie sich küßten zum erstenmal.

aus: Gedichte von J. G. Fischer
Dritte vermehrte und aus verschiedenen Sammlungen
vervollständigte Auflage
Stuttgart Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1883

Collection: 
1883

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