Hinan, hinan die schwankende Leiter,
Vom Söller winkt ihre weiße Hand,
Es winkt und wehet ihr Haar im Nachtwind,
Es winkt und lockt ihr flüsternd Gewand.
Hinan, hinan, ihr Haar ist so seiden,
Ihr Arm ist so weiß, und so süß ist ihr Mund,
Und die Nacht ist so still, und es schlagen und locken
Die Nachtigallen im Wiesengrund.
Und näher, und näher, ihm glühn die Wangen,
Sein Herz schlägt zum Brechen, hinan, hinan,
Jetzt hat er die letzte Sprosse erklommen,
O Schauer der Liebe! - Da faßt es ihn an.
Und neben ihm sitzt sein Weib in der Nachtmütz'
Und rüttelt ihn keifend an Schulter und Arm:
"Du hast mich zum Bett bald hinausgeworfen,
Was träumst du schon wieder, daß Gott erbarm!
Und hast mir die Tücher vom Leib gerissen,
Ich möchte nur wissen, was wunder es ist,
Was dich im Schlaf so viel muntrer machet,
Als du mit wachenden Augen bist."
Aus: Gedichte vom Freiherrn Carl von Fircks
Leipzig Julius Klinkhardt 1864