Ich wollt', ich könnt' dein Herz belauschen,
Wenn ungesehn und heimlich bunt
In seiner Tiefe die Gedanken
Wie Fischlein gehn am Quellengrund,
In dunkler Nacht, wenn stille Bilder
Lebendig in ihm auferstehn
Und seine Wünsche auf der Leiter
Des Traumes auf- und niedergehn.
Und was es klopft und was es sehnet
Ich schlöss' es treulich in mein Herz,
Und was es weint und was es seufzet,
Ich legt's zu meinem eignen Schmerz.
Und ging dann hin und thät' mir schneiden
Zum Wandern einen Stab im Feld,
Und ging, das Glück für dich zu suchen,
Hinaus in Gottes weite Welt.
Und spürt' ihm nach auf allen Wegen
Und wollt's erkämpfen treu und recht,
In harter Arbeit es erfröhnen
Demüthig als leibeigner Knecht;
Und wär's dem Himmel abzubitten,
Ich kniete hin mit heißem Flehn, -
Und wär's ein Herz, das zu gewinnen,
Ich wollt' es werben für dich gehn.
Und hätt' ich all' dein heimlich Sehnen
Und all' dein Träumen dann erfüllt,
Und jeden Gram von dir genommen
Und jede Thräne dir gestillt:
Dann wollt' ich gehn aus deinem Wege
Und fliehn dein Antlitz ewiglich,
Um nicht zu sehen, wie du fröhlich
Und glücklich sein kannst ohne mich!
Aus: Gedichte vom Freiherrn Carl von Fircks
Leipzig Julius Klinkhardt 1864