Fortuna, quem nimium
fovet, sapientem faciat.
Als ich geboren ward,
Rauschte der Sturm im Wald.
Auf nachtumschatteten Schwingen
Flog er durch nebelumgraute Weiten,
Trug er den Tod ins blühende Land.
Durch Thore und Gassen
Trieb er die Wolken erstickenden Staubs
Und warf an die Fenster
Dürre Blätter und tote Blumen. - -
- - - - - - - - - - -
Als ich, geliebtes Weib,
Einst mit fiebernder Glut dir
Preßte die zarte Hand,
Als ich dich bebend gefragt:
"Liebst du mich denn?"
Als du ans Herz mir sankst,
Zitternd und heimlich bejahend:
Sieh! da troff unendlicher Regen
Aus grauer, wolkenumschleierter Höhe,
Und wir standen in herbstdurchschauerter Nacht. -
- - - - - - - - - - - - - - - - -
So erwachte mir oft
Glückbringend ein Frühling im innersten Herzen,
Während durchs All,
Durch die zagenden Seelen der Menschen
Bebten die Schauer des Leids
Und die Seufzer herbstlich müden Entsagens.
***
Wenn ich sterbe dereinst,
Mög es herrlich prangender Frühling sein!
Mit hellstrahlendem Glanz
Grüße durchs Fenster mich singend und klingend,
Grüße mich jubelnd der letzte Tag!
Mein brechendes Auge schaue
Einmal noch die Wiedergeburt des Lebens,
Schaue die Schönheit in allerverlockendster Jugend!
Dann sei gefaßt, mein Herz!
Ohne beneidendes Beben
Füge dich still in dein Los;
Dich auch trifft der Wandel der Dinge.
Selbstlos atme mein Auge
Den letzten Glanz des Lebens ein,
Selbstentäußert öffne die keuchende Brust sich
Dem einen erhabenen Troste:
Daß die Schönheit der Welt
Und der Menschen heilig sehnendes, ewiges Streben
Immer doch noch überdauert
Ein brechendes Herz.
Neidlos sterben im Frühling,
Wenn zum Genusse alles dich lockt:
Unnennbarer Triumph selbstvergessender Liebe!
So nur trüg' ich die Schuld ab,
Die sich mir aufgewälzt,
Als des Glückes ich friedlich genossen,
Während viel andre gewandelt
Einsam den Pfad der Dornen.
Nimmer darum auch zürne dereinst,
Von hinnen scheidend, meine Seele,
Daß der Tag, der vielen zur Wonne glänzt,
Mir die welkende Wange bleicht
Und auf mein Antlitz
Ewige Schatten des Todes legt.