Du weinst? und uns erblüht ein junges Leben!
Mit Leib und Seele bist du mir gegeben;
Du bist mein Weib - was wir ersehnten einst,
Hat herrlich sich vollendet - und du weinst?
Doch sieh! Versenkt mein Blick sich in den deinen,
So will es mir im tiefsten Herzen scheinen,
Als ob auf deiner feuchten Augen Grund
Sich seliges Genüge gäbe kund.
O stille nur! Schon hab ich dich verstanden.
Die bangen Tage deiner Leiden schwanden,
Die Tage, da dich Finsternis umfing
Und über Dornen deine Straße ging.
Da hast du nicht geweint. Selbst deiner Kammer
Vertrautest du nicht einsam deinen Jammer;
Auch vor dir selbst bliebst du gefaßt und groß
Und gabst dich nicht der Heldenstärke bloß -
Nun aber mag sich ungehemmt ergießen
Der Strom des Leids, die Thränen mögen fließen;
Die Sonne leuchtet uns zum Lebensmai;
Der alte Schmerz wird seiner Bande frei. -
Mitfühlend kann ich deine Lust verstehen.
Du hast des Glückes schönsten Teil ersehen:
An treuer Brust in glückbesonnter Zeit
Die Thränen lösen um vergangnes Leid.