Wär' ich der Wind, ich wollte pochen
An deiner Karre grüne Thür;
Wär' ich die Well', ich käm' gekrochen
Und riefe leis: Herfür, herfür!
Wär' ich der Wind, ich spielt' erquicklich
Mit deines Haares dunklem Saum;
Wär' ich die Well', ich küßte schicklich
Dir Hand und Fuß, du fühltest's kaum.
Wär' ich der Wind, ich säng' erbaulich
Dir deiner Schönheit Ruhm und Preis;
Wär' ich die Well', ich gäb' beschaulich
Dein Bild dir wieder marmorweiß.
Wär' ich der Wind, ich weht' und rauschte
Dir lauter Lieb' in's offne Ohr!
Wär' ich die Well', ich stünd' und lauschte
An deiner Lippen Rosenthor.
Wär' ich die Well', ich zög' allmälig
Dich mit mir in mein feuchtes Haus;
Wär' ich der Wind, ich hauchte selig
Ob dir den letzten Seufzer aus!
Aus: Franz Dingelstedt's Sämmtliche Werke
Erste Gesammt-Ausgabe in 12 Bänden
Siebenter Band Zweite Abteilung
(Lyrische Dichtungen Erster Band)
Berlin Verlag von Gebrüder Paetel 1877