Welt-Einsamkeit

Entfernt von allen andern,
Sah ihre Augen hell und rein,
Gleich Sternen, ob mir wandern,
Und fühlte ihres Athems Wehn
So warm um meine Wangen,
Daß ohne Worte, ohne Flehn
Ich schier vor Lust vergangen.

Was wollt' ich, was bedurft' ich mehr,
Als diese liebe Stelle?
Der Schwarm von Menschen rund umher,
Musik und Kerzenhelle,
Die ganze, volle, fremde Welt
Verschwand und war vergessen,
Als wir selbander treugesellt
Im Erkelein gesessen.

Und wie wir uns so ganz genung,
So abgeschieden schienen,
In traulich-sich'rer Dämmerung
Versteckt von den Gardinen,
Da kam mir plötzlich doch ein Flehn,
Ach! nimmer zu erfüllen:
Der Vorhang möchte niedergehn
Uns ewig zu verhüllen!

Aus: Franz Dingelstedt's Sämmtliche Werke
Erste Gesammt-Ausgabe in 12 Bänden
Siebenter Band Zweite Abteilung
(Lyrische Dichtungen Erster Band)
Berlin Verlag von Gebrüder Paetel 1877

Collection: 
1877

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  • Entfernt von allen andern,
    Sah ihre Augen hell und rein,
    Gleich Sternen, ob mir wandern,
    Und fühlte ihres Athems Wehn
    So warm um meine Wangen,
    Daß ohne Worte, ohne Flehn
    Ich schier vor Lust vergangen.

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