Das weiß ich nicht, wie es gekommen,
Daß dir mein Herz auf einmal gut,
Als wir zusammen sind geschwommen
An Bord des Schiffs durch Dampf und Fluth.
Du saßest frisch und unerschrocken, -
Weißt du es noch? - an Deckes Rand,
Vom Regen troffen deine Locken,
Im Sturme wehte dein Gewand.
Sie löschten deines Auges Strahlen
Nicht aus, die Wange ward nicht bleich,
Um deinen Mund zu vielen Malen
Spielte ein Lächeln sonnengleich.
Ein Bild anmuth'ger Frauenmilde,
Doch stark und herrlich standest du;
Dein Loblied sang der Sturm, der wilde,
Dem wilden Meere jauchzend zu.
Sie küßten dir mit kecken Zungen
Den Fuß, des blauen Mantels Saum,
Sie neigten dir sich wie bezwungen
Und krönten dich mit weißem Schaum.
So schwebte, wogen-hochgetragen,
Von Gischt umtost, von Wind gekost,
Die Göttin auf dem Muschelwagen,
Im öden Meer der Augen Trost.
Und: Heil dir, Wellenschaum-Gebor'ne,
Erscholl es huld'gend um sie hin,
Heil dir, du freie, du erkor'ne,
Du hohe Schönheits-Königin!
Aus: Franz Dingelstedt's Sämmtliche Werke
Erste Gesammt-Ausgabe in 12 Bänden
Siebenter Band Zweite Abteilung
(Lyrische Dichtungen Erster Band)
Berlin Verlag von Gebrüder Paetel 1877