Er will nicht mehr lieben 1.
Weg / O liebe!
Deinem ungereimten triebe
Sag ich itzund gute nacht;
Alles was dein schnelles gifft und dein feuer angestecket /
Was nach deinen lüsten schmecket /
Alles wird von mir verlacht. 2.
Zwar von diesen
Hab‘ ich dir auch ehr‘ erwiesen /
Und viel Opfer angebrandt;
Aber als mich Leucoris hat zu ihrem sohn‘ erkohren /
Hab ich deinen dienst verschworen /
Und zur freyheit mich gewandt. 3.
Auff den schulen
Kont‘ ich noch bißweilen buhlen /
Da war offtmahls lange zeit;
Wenn ich in der lection mich halb lahm und krumm gesessen/
Ward ich dann durch die Caressen
Meiner Oloren‘ erfreut. 4.
Itzt verschwinden
Mir die zeiten mit den Winden /
Alle stunden wend ich an;
Wer in seiner Facultät sich noch will habilitiren /
Muß wohl tag und nacht studieren /
Eh er Doctor werden kan. 5.
Drum Amouren
Weg / verlasset meine fluren!
Räumet die befreyte brust /
Eure tempel sind verstört und den Musen eingegeben /
Diesen will ich künfftig leben /
Diese bleiben meine lust. 6.
Weg Romainen,
Die zur lieb uns nur gewähnen /
Eure titel sind nur tand;
Dir O Codex bin ich hold! euren titeln / ihr Pandecten /
Bleiben künfftig die Affecten,
Meiner sinnen zugewandt. 7.
Weg ihr lieder /
Euer thon ist mir zu wieder /
Weil ihr von der liebe zeigt;
Lex und Regel werden mir weit mehr ruhm und ehre bringen;
Euren ungereimten dingen /
Ist kein kluger mensch geneigt. 8.
Endlich schöne
Vorgeliebte Olorene,
Gute nacht mein liebespol /
Ich mag deinen netten leib vor kein corpus juris nehmen /
Dessen darff ich mich nicht schämen /
Aber deines leibes wohl.
(Theil 4 S. 167-168)
Er will nicht mehr lieben 1.
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