Als sie ihr im winter einen sommer-rock mit blumen nehte

Ich glaube deine hand kan wunder-wercke machen;
Die angenehme zeit hat sich schon längst versteckt /
Die blumen-felder sind mit schnee und eyß bedeckt /
Doch soll der frühling itzt auff deinem rocke lachen;
Ich seh die blumen blühn / ich finde tausend sachen /
Die uns vor diesem nur der sommer ausgeheckt /
Durch deine wunder-kunst im winter aufferweckt;
Wie? kan es möglich seyn / daß solches menschen machen?
Gewiß ein ander muß sich hier zu schwach gestehn;
Lisetten aber wird es stets nach willen gehn /
Weil noch der frühling wird an ihrem leibe blühen /
Die rosen / welche sie in ihren rock versetzt /
Und diese lilien / die man vor wahre schätzt /
Sind ihr von wange / halß / von brust und schoß geliehen.
(Theil 4 S. 80)

Collection: 
1709

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