XIV. An die jungfräuliche Mutter mit dem Knaben im Schooße

Aus: Oden und Epoden
Buch 2

Jungfrau: mehr als gewohnt, ich weiß
Nicht, wie sichtliche Lust glänzet an Dir, sobald
Dich der rosige Knab' umschlang.
Fester klammert der vielarmige Strauch sich nicht
Um der Eiche bejahrten Stamm.
Innig hangest du Ihm, innig er Dir verknüpft.
Wie gespannt er auf Küsse, Dir
Von den Lippen die süß athmenden Weste saugt!
Du mit weichendem Kinne drückst
Deines Holden Gesicht, schlürfend des myrrhenen
Gott's ambrosischen Duft ganz mit entzücktem Mund.
Eine Seele nur ist, Eine nur Sohn und Frau.
Deinem Leben das süße Band
Ist der Knabe, du bist's, Mutter! dem seinigen.

Collection: 
1884

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Um einen glücklichen Tod

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am ersten Mai 1641

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Alles besingt Dich.

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Aus: Oden und Epoden
Buch 4

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Welche Jungfrau wähl' ich zum Preisgesang mir?
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