XLVII. An die heilige Jungfrau

Um einen glücklichen Tod

O Du, des Lebens Schirm'rin, und and're Lust
Des Sängers: Der ich Meines und mich dazu
Als eigen weihte: gib, daß, ehe
Rufe das Loos, und die Augen schließe,
Daß reuevolle Thränen, und fröhliche
Von heil'gem Schmerze, tief in den finstern Schlund
Des Meeres alle Schuld versenken.
Dann mir den Faden mit zartem Finger
Abschneide, Jungfrau! Nimmer die Hand der Drei,
Der fabelhaften, stürze den Rocken mir.
Ich traue nicht. Du spinn' o meine,
Oder ja richtiger Deine Wolle.
Dies wünsch' und fleh ich; so aus des Herzens Born.
Die lezte Stunde rinnen du laß; so laß
In's große, uferlose Zeitmeer
Treten du unseren Bach, und traut sich
Die kleinen Wellchen mengen der Ewigkeit.
O dies erwirb Du. So mir bereite wohl
Des trauervollen Todes einst zu
Wandelnde Bahn, und im sanften Schlummer
Die Glieder wiege. Schätze gelobe Der,
Und bau' ein Haus Dir, schneeige Lämmer mag
Dir Jener opfern, und den Estrich
Färben mit rauchendem Eingeweide:
Ich selbst o werde flehend, ich tragen selbst
Die Opferbinde; fallen ich selber Dir.
Umwunden mit dem Laub des Lorbeers
Sinken als Opfer an Deinem Altar.

Collection: 
1884

More from Poet

Um einen glücklichen Tod

O Du, des Lebens Schirm'rin, und and're Lust
Des Sängers: Der ich Meines und mich dazu
Als eigen weihte: gib, daß, ehe
Rufe das Loos, und die Augen schließe,
Daß reuevolle Thränen, und fröhliche...

am ersten Mai 1641

O wie nenn' ich Dich, Göttliche,
Schirm des Lebens, und Huldathmende Zierde mir:
Die Du, endlich gekehrt auf des
Mondes weißem Gespann, lächelnd die frühere
Lust dem düsterem Geiste bringst....

Wo beginnt Dein Sänger das kühne Werk doch,
Hochgepries'ne Frau Du von hundert Zungen!
Preisenswerthe hoch Du mit hundert Zungen!
Alles besingt Dich.

Hier die Berge rings den belaubten Scheitel
Neigen Dir, zum Himmel empor zu...

Aus: Oden und Epoden
Buch 4

Traf's mich? oder träum' ich denn bloß, es habe
Ein beschwingter Pfeil mir das Herz getroffen?
Was es immer ist auch, im Flug geregt hat
Etwas die Lüfte.

Wohl die Hand ich kenne der...

Welche Jungfrau wähl' ich zum Preisgesang mir?
Jene Jungfrau wähl' ich, die Fleckenlose,
Mir, die frei vom Uebel der sel'gen Schuld em-
pfangen sogar ist.

Auf Isai's Grunde gezeugt, dem edeln,
Hebt sie unter Eschen, doch ohne...