O laß in Deines Blickes Milde
Mich ruh'n in sel'gem Traum versenkt,
Und schauen, wie mit eignem Bilde
Dein liebes Auge mich beschenkt.
Laß träumen mich, daß Deiner Seele
Mein Glück, wie Du mir, theuer bist -
Und trügt mein Hoffen - o verhehle
Den Irrthum mir noch kurze Frist!
Oft brachte Täuschung mir das Leben,
Der Liebe hatt' ich längst entsagt -
Du hast die Hoffnung mir gegeben,
Daß sie auch mir noch einmal tagt.
Wie stark, von Deinem Arm umwunden,
Schau' ich auf Leiden, auf Verlust;
Doch jedes Glück, das ich empfunden,
Empfind' ich neu an Deiner Brust.
Den heil'gen Schauer fühl' ich wieder
Wie einst bei'm Abendglockenklang,
Bei'm Jubelton der Frühlingslieder,
Der jauchzend durch die Lüfte drang.
Der ersten Liebe hoffend Bangen,
Der Wonnerausch der ersten Gluth
Entflammt, gelehnt an Deine Wangen
Noch einmal den erloschnen Muth.
Aus Deinen lieben, frommen Zügen
Les' ich der Hoffnung Himmelslicht;
Ach laß die Hoffnung mich betrügen,
Nur störe mich in Träumen nicht!
Und laß in Deines Blickes Milde
Mich gläubig ruh'n noch kurze Frist,
Und wähnen, daß in meinem Bilde
Dein Aug' des Herzens Spiegel ist.
Aus: Gedichte von Theodor Apel
Zweite vermehrte Auflage
Leipzig Verlag von Wilhelm Jurany 1848