Ein Traum

Mir träumt', ich läg' in tiefer Nacht
Sanft schlummernd Dir zur Seite,
Da war's, als ob in milder Pracht
Ein Schimmer sich verbreite;

Als ob des Waldes Dunkelgrün
Mit Gold sich überzöge,
Manch' Vöglein, aufgeweckt vom Glüh'n,
Leis' singend ihn durchflöge.

Auf Knospen ward der Liederklang
Wie milder Thau gegossen,
Die zitternd sich im süßen Drang
Dem linden Hauch erschlossen.

Da schaut' ich auf Dein Angesicht,
Und sah mit süßem Bangen,
Es war von Deiner Augen Licht
Dies Alles ausgegangen.

Und sieh, ich fühlt' in meiner Brust
Die Zauberpracht entsprießen,
Des Waldes Grün, die Sangeslust,
Die Knospen sich erschließen.

Wol ist der Traum mir längst entschwebt,
Längst sind wie Silberwogen
Die holden Bilder, ihm verwebt,
Vorüber mir gezogen.

Doch lieb' ich heute noch den Traum
Und Dich, die mir so ferne -
Viel weiter sind im Himmelsraum
Ja noch die lieben Sterne!

Aus: Gedichte von Theodor Apel
Zweite vermehrte Auflage
Leipzig Verlag von Wilhelm Jurany 1848

Collection: 
1848

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