Das Röslein steht am Felsenrand
Auf stillen Bergeshöh'n,
Dort blüht es einsam, nicht gekannt,
Und duftet doch so schön.
Es blicket weit hin in das Land
Wo seine Schwestern stehn,
Und wird auf steiler Felsenwand
Von unten kaum gesehn.
Doch blüht es weiter, wär' es auch
Für Sonne nur und Luft,
Und füllt ringsum durch seinen Hauch
Den Raum mit süßem Duft.
Und Du mein Herz, das einsam, fern
Von andern Herzen schlägt -
Was soll Dein Sehnen, das so gern
Dich in die Ferne trägt?
Was zieht Dich so gewaltsam fort
Zu Lieb' und Leid zurück?
Genügt Dir, wie dem Röslein dort
Nicht hier ein stilles Glück?
So schlage denn zu Andrer Lust
Bis Du zur Ruhe gehst,
Und dann in lieberfüllter Brust
Gebrochen stille stehst.
Aus: Gedichte von Theodor Apel
Zweite vermehrte Auflage
Leipzig Verlag von Wilhelm Jurany 1848