O Schönste dort am Uferrand,
Wie blickst Du, voller Gluth,
Die Angel in der weißen Hand,
Hinunter in die Fluth!
Die Kiele wogt, sie steigt und sinkt
In grüner Wellen Tanz,
Sie zuckt - ein armes Fischlein blinkt
Im goldnen Abendglanz.
Die weiße Hand, sie faßt es schnell,
Es windet sich in Qual;
Die feuchten Flossen, silberhell,
Umströmt ein Purpurstrahl.
Da seufzt das Mädchen tiefbewegt,
Das Fischlein hakt sie los;
Das Auge voller Thränen legt
Die Angel sie in's Moos.
O schöne, holde Fischerin,
Wie weich ist doch Dein Herz,
Wie rührte Deinen zarten Sinn
Des armen Fischleins Schmerz!
Und siehst auf Menschennoth so kühl
Und ihre Schmerzengluth -
Hast Du für Fische nur Gefühl,
Weil kalt ihr Herzensblut?
Aus: Gedichte von Theodor Apel
Zweite vermehrte Auflage
Leipzig Verlag von Wilhelm Jurany 1848