Du arzt der müdigkeit / du meister aller sorgen /
Des kummers ärgster feind / du kind der stillen nacht /
Dich / schlaff / dich mein ich hier / du bleibst biß an den morgen
In Chloris augen ruhn / daß sie nicht eh erwacht /
Als biß mein auge sich an ihr mit lust geweidet:
So bistu / schöner schlaff / der liebenden gewinn /
Und wirst nach billigkeit mit ruhm und lob bekleidet /
Denn also jagest du die noth und trangsal hin.
Du herr der phantasie / befiehl doch deinen träumen /
Den bildern dunckler nacht / daß sich ihr thun bemüh
Diß / was den schlaff verstört / bey seite hier zu räumen /
Damit desselben lauff ja länger sich verzieh.
Ihr träume tränckt den geist mit schönen phantasien /
Kein lustspiel / das galant / muß hier vergessen seyn /
Damit des schlaffes zeit sich länger kan verziehen /
Und durch sein süsses thun auch meinen geist erfreun.
Ach wüste Chloris diß / daß hier mein auge wachte /
Und ihre schönheit seh mit vollen augen an /
Daß hier mein herz in sich vor vielen freuden lachte /
So wärs um meine lust und ihre gunst gethan.
Der athem kühlet hier die rosen-lichten lippen /
Es fällt der sanffte wind auch denen wangen zu
Und stöst an ihre höh als an zwo harte klippen /
Es läst derselb auch selbst den brüsten keine ruh
Und bleht sie immer auff; man siehet dessen spielen
Als wie was schönes an; doch solte meine hand
An dem / was hier zusehn / sich nur ein wenig kühlen /
So wär vom glücke mir das beste zugewand.
Was rath ist hier? soll ich mich etwas unterfangen /
Doch nein / die ehrbarkeit die tritt hier in das spiel /
Mich deucht / sie spricht / wilst du was liebes hier erlangen /
So warte biß dein stand diß darff und Chloris will.
Jedoch es wird zu lang / der himmel könt es schicken /
Daß meine liebe sich verachtet müste schaun /
Was würde mich da nicht vor eine sehnsucht drücken /
Ich müste zeitlich mir mein grabmahl lassen baun.
Die wollust reizet mich / sie zwingt mir fast die hände /
Und führt sie unvermerckt zu jenem paradieß /
Das schöne gränzen hat / die weissen marmel-wände /
Und wo der Adam sich selbst hin verleiten ließ.
Was fang ich hier nun an / dem zwang zu widerstreben
Ist zwar was löbliches / doch allzuschwer vor mich;
Im paradiese kan man nicht ohn fehler leben /
Mit diesem tröst mein geist und kranckes herze sich.
(Theil 5 S. 29-31)
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