1.
Laurette / seit du mich besieget
Und ich durch dich verwundet bin /
So fühl ich nichts / das meinen sinn
Und lebens-geister mehr vergnüget /
Als wenn durch deine freundligkeit
Mein brennend herze wird erfreut.
2.
Ein strahl von deinen liebes-blicken
Hat meine geister angesteckt;
Was nun die flammen mir erweckt /
Das kan hinwieder auch erquicken:
Drum such ich auch bey dir allein
Die süsse lindrung meiner pein.
3.
Kein blitz der sonst verliebt sich zeiget /
Kein kuß / wie heiß er angebracht /
Kein freundlich-seyn hat solche macht /
Als deine liebligkeit; sie neiget
Mein ganzes herze zu dir hin /
Daß ich auch nicht mehr meine bin.
4.
Ich fühle täglich noch die blitze /
Damit du erstlich mich gerührt
Und gleichsam mich mir selbst entführt /
Mein auge / das verräth die hitze /
Die ich zu erst von dir empfand /
Und macht sie dir genug bekant.
5.
Dein bildniß prägt sich meinem herzen
Noch stündlich immer fester ein /
Ich muß entfernt auch um dich seyn
Und in gedancken mit dir scherzen:
Mein geist wohnt überall bey dir
Und stellt dich mir im schlaffe für.
6.
Ich glaube / daß mir diese flammen
Der himmel selber hat erregt /
Daß nur zu dir mein sinn sich trägt /
Und andre liebe muß verdammen;
Ein sondrer trieb / der reizt mich an /
Daß ich nur dir bin zugethan.
7.
Wolan / ich will der deine bleiben /
Mein leitstern / bleib du meine nur /
Und laß von dieser liebes-spur
Durch keine widrigkeit dich treiben;
So schwer ich: keiner zeiten lauff
Soll unsre liebe halten auff.
(Theil 2 S. 355-356)