Neues Leben

Wie soll ich Dir, o Herrinn würdig danken,
Daß Deine Huld vergönnt Dir zu entfalten,
Was ich im kühnsten Aufschwung der Gedanken
Nur kaum gewagt in Worte zu gestalten!

Dein Blick, Dein Wort durchbrach der Demuth Schranken;
Nun hab' ich nichts vor Dir geheim zu halten,
Gefesselt hast Du meiner Sehnsucht Ranken,
Sie kann, sie wird nur mit mir selbst erkalten.

Ja bittrer Schuld sollt' ich mich zeihen,
Daß ich des Lebens höchsten Schatz verloren,
Nicht früh mein reinstes Streben Dir zu weihen!

Huldreiche Frau! die Güte selbst, die Milde!
Ich halte fest an Deinem Götterbilde;
Dein Gnadenblick hat mich aufs neu geboren.

Collection: 
1816

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