Mutterliebe

Wie bist Du blühend schön und hold,
Die Augen blau, die Flechten gold,
Dein weiches, liebliches Gesicht
Ein frommes, rührendes Gedicht!

Wie bist Du keusch und engelrein,
Gleich einem milden Strahlenschein;
Der Unschuld Zauber Dich umfließt,
Dein ganzes Wesen übergießt. . . . .

Schau’ ich dich wieder über’s Jahr,
Bist Du des süßen Zaubers bar –
Heut’ zählt ja Deine Mutter schon
Für Zukunftsschmach erfeilschten Lohn!

Collection: 
1870

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