Klage

Im Abendschein
Harr' ich auf dich —
Du kommst zum Tor herein
Und küssest mich —

In Sehnen ging der Tag,
Der Abend geht in Lust,
Was uns auch kommen mag,
Ich lieg an deiner Brust.

Wie Gold und süßer Wein
Ist uns die Zeit —
Und jung und rein
Zu allem Glück bereit.

So war es einst,
So war es einst im Mai,
Mein einsam Herz du weinst,
Bald ist auch dies vorbei.

Denn alles nimmt uns ganz
Das Leben und der Tod —
Es raubt den Frühlingskranz,
Er stiehlt die Not.

Bald ist zu Ende gar
Wie erst das Glück, dein Schmerz
Bald trägt, was dein einst war,
Ein andres Herz. (S. 41)

Collection: 
1906

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Schon werden die Tage so seltsam still
Und die Nächte schicken den Sternenregen
Zur dunkelnden Erde — wieder will
Der Sommer seinem Herbst entgegen.

Über dem Städtlein liegt Mondenlicht
Und die Menschen wandeln zu zweien...

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Am Wege steht ein armes...

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Denn aus den Wäldern steigt in blutigem Entfachen
...

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...

I.
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...