Sophie Hoechstetter

  • Schon werden die Tage so seltsam still
    Und die Nächte schicken den Sternenregen
    Zur dunkelnden Erde — wieder will
    Der Sommer seinem Herbst entgegen.

    Über dem Städtlein liegt Mondenlicht
    Und die Menschen wandeln zu zweien...

  • Wir ritten jubelnd durch die Nacht,
    Fern lag das Schloß — vor uns das Meer
    So weiß wie Diamanten.

    "Mein Liebster, ach, es ist vollbracht,
    Wie wir liegt keiner nimmermehr
    In Liebesbanden."

    Am Wege steht ein...

  • Vom Teich herüber klingt aus einem Nachen
    Durch unsre Nacht der sanfte Ton von Flöten —
    Wir sind am Uferrand — ich sehe seine flachen.
    Bespülten Steine sich wie Kupfer röten.

    Denn aus den Wäldern steigt in blutigem Entfachen...

  • So viele lange Tage mußt' ich warten —
    Dort, wo bei Felsgestein und feuchten Mosen
    Zum Winkel des Vergessens wird der Garten,
    Dort harrten längst schon dein die roten Rosen.

    Und endlich sehe ich, daß du mit deinen zarten
    ...

  • I.
    Ich wollte einmal dich in meiner Heimat grüßen,
    Ich wollte einmal, daß zu deinen Füßen
    Die Wege ziehen, die mir lang vertraut.
    Ich wollte, daß mein stilles Land dir brächte
    Sein tiefes Sehnen, seine hellen Nächte
    ...

  • Der Tag geht still zur Neige,
    Du läßt mit leisem Klingen
    Aus deiner braunen Geige
    Mir deine Seele singen.

    Du spielst die alten Lieder
    Vom Tode und von Schmerzen,
    Sie klingen auf und nieder
    Durch...

  • Die blaue Sommerluft über den Hügeln,
    Der Wind mit leichtbeschwingten Flügeln,
    Die Linden voll grüner Hoffnungsherzen
    Des Gartens goldne Königskerzen
    Sie alle tragen Liebesschmerzen.

    Die rotesten aller roten Rosen...

  • Uns leuchtete noch keine Nacht so tief
    Wie dieses Sommers schwere Liebesnacht,
    Da dir dein Herz erwacht, die dir mein Herz gebracht
    Die uns zum Leben rief —
    Spürst du — fern sinkt das letzte Schweigen,
    Fern klingt der Reigen...

  • Kein Wort der Lebensflucht
    Und auch kein Wort der Müden,
    Die nur noch die Erinnerung behüten
    Die abschiednehmend ihre Seele sucht.

    Kein Wort der Not
    Und auch kein Wort der Armen
    Die niemals Jugend freudig konnt...

  • Einst, da ich liebte, war ich schön wie Gott
    Ja, ich war herrlich, gleich den Ungewittern
    Die über welterstarrter Winternot
    Erzittern —

    Einst, da ich liebte, war mein Mund voll Blut
    Und meine Augen glühten gleich Gestirnen...