Im grauen Nachbarhause

Im grauen Nachbarhause
Sonnt sich tagaus, tagein
Auf schmalem Fenstersimse
Ein Kätzchen, schmuck und fein.

Es putzt die weißen Pfoten
Und blinzt mir in’s Gemach,
Am liebsten aber flög’ es
Den grauen Spatzen nach.

Die zwitschern in der Rinne
Und streiten um ein Korn,
Es gellt die halbe Straße
Von ihrem lauten Zorn.

Zwei Mönche wandern bettelnd
Und müd’ von Haus zu Haus:
Hier schmäht man sie, dort schreiten
Sie fromm bedacht heraus.

Die Eseltreiber nicken
Auf ihren Karren ein,
Und nur die Brunnen schwatzen
Im lieben Sonnenschein;

Und nur die Tauben flattern
Erregt von Dach zu Dach –
Da ruft Kanonendonner
Die Mittagsglocken wach.

Collection: 
1892

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Zwei große Menschen schritten diese Pfade
Und oft steh'n Beide jäh mir vor dem Sinn:
Tasso, der Dichterfürst von Gottes Gnade,
Und Friedrich  Nietzsche .......

Leicht neigst du das Haupt und auf ernster Stirne
Thront gebietend dir der Vollendung Höchstes:
Edle Menschenanmuth mit Götterwürde
Machtvoll sich einend!

Seiendes verschmilzt so in deinem Wesen
Mit dem Götterdrang, der von Ewigkeit her
Mystisch sich...

Wie feuerflüssig Sonnenlicht
Fühl ich’s durch’s Herz mir rinnen –
Ich forsche nicht, ich klage nicht,
Will träumen nur und sinnen!

Wie diese Zauberfäden mir
Des Willens Kraft umspinnen,
So eng, so kosig und so wirr –
Da giebt es kein Entrinen...

Wack’rer Mann! Schon früh am Morgen
Öffnet er die Ladenthür,
Räumt, als trüg’ er schwere Sorgen,
Keuchend sein Geräth herfür:
Erst den Dreifuß, dann die Zange,
Ahle, Schusterkneip und Zirn,
Oft auch steht und sinnt er lange,
Oder reibt sich...

Vor uns her
Trottet der Führer: schwatzend
Und wiederkauend, ein kläglich-drolliger Staarmatz,
Den Noth und Hunger Weisheit gelehrt!
Ich aber –
Ich lausch’ ihm nicht: was sollen mir Namen, wo
Das Schicksal riesengroß sich eingezeichnet,
Und...