II.

II.
Und ob wir beide hier uns ewig quälen
mit unserm blinden Fern- und Nahesein
und doch nie wir, nur Trinker ohne Wein,
die atemlos den Rest der Stunden zählen.

Und ob wir täglich wieder uns erwählen,
dass du in meine Seele dringest ein
und ich in dich - und sind uns ewiges Nein! -
Was soll dies stets verströmende Vermählen?

Doch will mir sein: Aus diesem Nicht-Ergreifen
tönt eine Stunde an, die uns errettet,
und ob wir noch so sehr aus uns gerissen.

Mit jedem Abschied wir uns näher reifen.
O tief und innig sind wir hingebettet
in dieses leise Voneinander-Wissen.

Collection: 
1919

More from Poet

  • Und weiter ging ich meines Weges
    bis an einen Ort,
    darin zwölf Strassen mündeten.
    Das hielt ich inne.
    Denn ich wusste nicht, wohin.
    Und inmitten der Kreuzung
    stand eine weisse, verhüllte Gestalt
    (war's...

  • Gnade wird dir, o meine Seele!
    Die Nebel zerrinnen,
    aufquellen die Fernen,
    zur Feier gerüstet winken die Pfade.
    O rauschet, ihr schweren Wälder!
    Ihr Flüsse, murmelt!
    Willkommen! o all ihr Genien!
    Ihr...

  • Und ich gedenke der Stunde,
    die mich mit weichen Händen
    wegnahm aus dem Kreise der Kinder
    und mich hinführte an das Ufer
    des Sees und sprach: Hörst du?
    Und ich sagte: Ja, ich höre;
    Glockentöne, Glockenstimmen....

  • IV.

    IV.
    . . . .  War dies das Paradies?
    Dass ewig ein Erwachen folgen muss!
    Tod-Asche blieb von deinem Feuerkuss.
    Fremd schaut dein Blick, der Sonne mir verhiess.

    Sieh nicht nach mir, den eben Gott verstiess.
    Aus diesem...

  • III.
    Mit ihren dumpfen Ängsten überfällt
    mich plötzlich Nacht. Die Dinge fliehen sich.
    Das Nichts erwacht, wächst her, umklammert mich.
    Mit meiner Hand zerrinnt darin die Welt.

    Stürz ich entwurzelt ab in jähen Schacht?...