An Ferdinand

Gekommen und gegangen
Ist nun schon manches Jahr,
Seit ich in Lust und Bangen
An Deiner Seite war;
Wir freuten uns und blickten
Voll Muth hinaus in's Land;
Wir weinten - und wir drückten
Einander still die Hand.

So auf bescheid'nen Wegen,
In Schmerz und Seligkeit,
Führt' uns ein stiller Segen
Durch die entschwund'ne Zeit;
Wir zählten nicht die Schritte,
Und fragen zweifelnd nun:
Ob auf des Lebens Mitte
Schon unsre Augen ruh'n?

Er sagt's, wie lang' wir Beide
Zusammen schon gelebt,
Er, dem in Himmelsfreude
Mein ganzes Herz erbebt,
Er, dessen Haupt das meine
So weit schon überragt,
Aus dessen Blick die reine,
Die kräft'ge Jugend tagt.

In ihm sind uns're Lenze,
Er wuchs an ihrem Licht,
Er sammelte die Kränze,
Ich fühl's, sie welkten nicht!
Und immer neue blühen
Zu neuer Lebenslust,
Denn junge Herzen glühen
Uns hoffend in der Brust.

Sie wollen wir bewahren,
Mein treu geliebter Freund!
Sie fragen nicht nach Jahren,
So lange sie vereint.
Ob Mond auf Mond sich treiben
Im wechselvollen Schwung,
Wir lieben uns und bleiben
Mit Gottes Hülfe jung!

Collection: 
1844

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