An eine Freundin

 
1.
Ich weiß von keiner andern lust,
Als wenn mich deine hand berühret,
Und durch die fetten büsche führet,
Denn schwillet mir die warme brust.
Ich weiß von keiner andern lust.

2.
Bring mich in das gelobte land,
Wo milch- und honigs-bäche fliessen,
So das erhitzte feld begiessen.
Mich drückt Ägyptens marter-stand,
Bring mich in das gelobte land.

3.
Treib nur dein muntres schiffgen her.
Der abgrund soll uns nicht verschlingen,
Und will uns eine gluth bezwingen,
Zerschlägt mein stab das rothe meer,
Treib nur dein muntres schiffgen her.

4.
Es schaden uns die wellen nicht,
Laß sie nur muthig auf uns spritzen;
Denn unter schlossen, knall und blitzen
Bleibt doch der himmel unser licht;
Es schaden uns die wellen nicht.

5.
Auf deiner see brüllt kein orcan,
Wer sich auf ihren schaum gewaget,
Den hat noch kein verdruß geplaget,
Es kömmt ihn neue regung an.
Auf deiner see brüllt kein orcan.

6.
Es ist auf allen seiten still.
Drum soll in den verführten fluthen
Mein herz auf deinem schooß verbluthen,
Bis ihm der muth zerfliessen will,
Es ist auf allen seiten still.

7.
Komm, schönste, komm und schiff mich ein!
Ich seh das milch-meer deiner brüste,
Wenn ich mich nichts befürchten müste,
Ich würde schon im hafen seyn.
Komm, schönste komm und schiff mich ein.
(Theil 4 S. 398-399)

Collection: 
1709

More from Poet

  •  
    Ein mensch / der sterben soll / pflegt offters was zu bitten /
    Und man gewehrets ihm / denn dieses ist der brauch /
    Nun wird mein leib von dir auch itzund abgeschnitten /
    Und bitt um einen kuß / gewehr es ihm doch auch.
    Es schadet...

  •  
    Du arzt der müdigkeit / du meister aller sorgen /
    Des kummers ärgster feind / du kind der stillen nacht /
    Dich / schlaff / dich mein ich hier / du bleibst biß an den morgen
    In Chloris augen ruhn / daß sie nicht eh erwacht /
    Als biß...

  •  
    1.
    Der himmel blitzt itzund auff meinen scheitel /
    Und schmeist mit donner-keilen zu;
    Ich leide recht / denn ich war gar zu eitel /
    Ich suchte meiner seelen ruh /
    In dem / das unruh mir erweckt /
    Und seel‘ und...

  •  
    1.
    Deine brüste wollen zeigen /
    Daß sie sind wie fels und stein /
    Lästu aber mich nauffsteigen /
    Brech ich billig arm und bein /
    Wenn ich nur wo sie gespalten /
    Mich darff nach dem fall‘ anhalten.

    ...
  •  
    Climene, meine treue sinnen
    Stehn ewig nur allein nach dir,
    Laß meine seuffzer dich gewinnen,
    Und rück dein auge nicht von mir,
    Dein auge, das mich zwar verletzet,
    Doch auch durch seinen winck ergötzet.

    Ach...