Von der Wolken dunkelndem Heer umwoben
Schwebt der Abend im sternenleeren Raume,
Breitet über die kalte Erde finster-
Nachtende Schwingen.
Dumpf erbrausen des grauen Meeres Wellen,
Brechen schäumend sich an der Felsenklippe;
Auf den wogenden Hügeln schwebt ein kalter
Herbstlicher Nebel.
Eulen ziehen mit leisem Schauderfittich
Durch die Fenster des alten Geisterthurmes;
Im bemooseten Thalgrund weben bleiche
Schreckenphantome.
O Malvina! Der Herbstesgegend Schreckbild
Ist ein Spiegel von meines Busens Tiefe,
Keine Sonne erwärmt das kalte Dunkel,
Du, ach! gingst unter!
O wie schnell entflossen im Strom der Zeitflut
Jene rosigen Tage, da du mein warst!
Und im Wehen des milden Lenz an meiner
Seite du schwebtest,
Da wir, sitzend im kleinen Fischernachen
Ueber des See's krystall'ne Fluten glitten,
Und du sangest mit Nachtigallenstimme
Lieder der Liebe.
Da war Frühling und Glück in meinem Herzen!
Frühling schwebte über erwachten Fluren;
Und die Bläue des Himmels mahlte sich im
Ruhigen Busen.
Ach! jetzt ist die Natur gehüllt in Trauer -
Doch einst kehret zurück der Zauberjüngling,
Streut mit liebender Hand herab die Rosen,
Und die Natur lacht.
Du Malvina bist, wie des Lenzes Milde
Schnell entflohen, doch nimmer kehrst du wieder!
Nie, ach! wird meine Leier mehr von frohen
Liedern ertönen! (S. 10-11)