Brüder, eine alte Lehre,
Die ich hoch und tief verehre,
Spricht, wer Frauenzimmern traut,
Hat auf lockern Sand gebaut.
Habt ihr noch in euren Jahren
Nicht des Sprüchleins Kraft erfahren,
Noch ein kurzes Spännelin Zeit
Harrt - und ihr seid eingeweiht.
Eure Jetten und Rosetten,
Fieckchen, Rieckchen und Annetten,
Seid auch ihr so treu wie Gold,
Bleiben dennoch euch nicht hold.
Schwören in der Abschiedsstunde
Auch mit holdem Rosenmunde
Sie euch ewigfeste Treu -
Denkt euch nicht zu viel dabei!
Ihr verlasset Liebchens Schwelle,
Und, wie Spreu und flücht'ge Welle,
Ist der Schwur schon blitzgeschwind
Weggeweht vom bösen Wind.
Kommet dann ein hübscher Junge
Mit geläuf'ger Schmeichelzunge,
Sagt ihr Zuckerwörtchen vor,
Schnell leiht sie ihm Herz und Ohr.
Eure männlich-treue Liebe,
Eures reinen Herzens Triebe,
Sind verwechselt blitzgeschwind
Mit des lust'gen Schmeichlers Wind.
Und ihr harret ganz vergebens
Auf das süße Wort des Lebens,
Auf das Briefchen, das sie, ach!
Euch zu schreiben blos versprach.
Wunderklägliche Geschichten
Könnt' ich davon euch berichten -
Doch, wozu das? bald genug
Werdet ihr durch Schaden klug.
Und vielleicht nach wenig Tagen
Werdet ihr mit Andern klagen:
"Wer den Frauenzimmern traut,
Hat auf lockern Sand gebaut!"