Abend am Fenster

Hab ich genossen
das Wunder der Zeit?
Schon liegt erschlossen
des Sommers Kleid.

Hat eine Frau mir
den Weg verengt?
Wie schon das Blau mir
des Himmels sich senkt.

Geht schon zu Ende
das glühende Fest,
halten zwei Hände
mein Schicksal fest?

Blumen und Früchte,
sie liegen zuhauf,
wohin ich mich flüchte,
der Himmel steigt auf.

Wo ich mich lege,
find ich zur Ruh.
Siehe: am Wege
wartest nur du.

Sind auch die Sterne
erloschen zu nichts,
naht aus der Ferne
die Stimme des Lichts.

Der Blick ist verschlossen,
die Seele ist weit,
so hab' ich genossen
das Wunder der Zeit.

Collection: 
1961

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