Als sie mit andern frauenzimmer auff dem schiffe fuhr

Ihr ströme gehet sanfft! ihr winde leget euch!
Und treibt das werthe schiff mit angenehmen wehen;
Das schiff dem Argo nicht an ruhm und würden gleich /
Das schiff / das man der einst soll bey den sternen sehen /
Dort fand man helden zwar / doch blosse menschen stehn /
Und Jason in der mitt' als einen fürsten sitzen;
Dort war ein guldnes-fließ. Hier sieht man göter gehn /
Hier sieht man Lisilis wie eine sonne blitzen.
Man ehret ihre pracht: sie sitzet oben an /
Wie eine Käyserin umringt mit Princeßinnen;
Sie ist das goldne fließ / das mich vergnügen kan /
Und das kein Jason auch mir wird entführen können.
Sie ists / an der die welt was unvergleichlichs hat;
Ich kan mit gutem recht sie liebes-göttin nennen:
Und was sie ist es ja: denn ihr befehl und raht
Macht daß die halbe welt muß in der liebe brennen.
O schiff! dein ruhm ist groß / ob du gleich selber klein:
Mir was kan ich dich wol am füglichsten vergleichen?
Die Venus fährt in dir / drum mustu muschel seyn /
So itzt die wilde See vertauscht mit fluß- und teichen!
(Theil 4 S. 81-82)

Collection: 
1709

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Hilff himmel! welch ein bild! soll das Lisette seyn?
Ist das ihr netter leib / ihr zartes angesichte?
Wie? oder äffet mich vielleicht der augenschein /
Indem ich nur auff sie stets die gedancken richte;
Ach nein! du bist es nur; ich kenne...

Geh hin beglücktes blat / geh küsse diese hände /
Die mich mein unfall itzt nicht selber küssen läst /
Geh / sprich / daß Saladin dich an Lisetten sende /
Der treue Saladin / der seinen lebens-rest
In einer frembden lufft mit seuffzen soll...

Wie lange muß dein knecht doch etwas von dir bitten /
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Ein stümper darff sich nur vor frembden ohren hütten;
Du aber greiffst den ruhm der besten meister an /
Und kanst dich über sie mit gutem...

Was seh ich? ist es wahr? darff ich den sinnen trauen?
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Ach! ja / sie ist es selbst / ihr gang / statur und kleid /
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So bin ich...

Als ich nechst deine pracht / mein engel / wohl erwog /
Und mir den fürhang recht von beyden augen zog /
Da fand ich daß mit dir auff erden nichts zu gleichen;
Denn / wer vollkommen ist / vor dem muß alles weichen.
Hierauff sah ich den glanz...