1.
Schönste / die betrübten stunden /
Da ich von dir scheiden soll /
Haben sich nun eingefunden /
Und ich sprech' itzt: Lebe wohl.
Doch versichre dich darneben /
Nichts ist auf der ganzen welt /
So mir mehr als du / mein leben /
In dem herzen wolgefällt.
2.
Wenn gleich andre stets falliren
Und nicht halten ihre treu /
Wil ich doch den denckspruch führen /
Daß ich recht beständig sey.
Nichts soll meine liebe trennen /
Die auf dich allein gericht /
Und mein herz wird ewig brennen
Gegen dich / vollkommnes licht.
3.
Deiner augen holde blicke /
Die dein treuer knecht genist /
Propheceyn mir solches glücke /
Welches höchst vollkommen ist:
Und der Purpur deiner wangen /
Der mit Lilgen sich vermengt /
Macht mir hofnung und verlangen /
Weil mein sinn auf dich gelenckt.
4.
Spar' indessen deine thränen /
Weil sie ietzt vergebens sind /
Denn hier hilfft kein bittres sehnen.
Ich muß fort / geliebtes kind.
Schau / diß ist des himmel wille /
Dem ich muß gehorsam seyn /
Darum schleuß mich in der stille
Nur in dein gedächtnis ein.
(Theil 3 S. 70-71)