95.
So will ich nur auf deine Briefe trauen,
Auf jene frühen, welche vor mir liegen;
Und auf die Zeit, seit welcher du geschwiegen,
Soll mehr kein Argwohn, soll nur Andacht schauen.
An jenen Worten will ich mich erbauen,
Die sich gleich dir an meine Seele schmiegen,
Die du, selbst meinem Mitleid obzusiegen,
Geliebt der zarten Feder zu vertrauen.
Weil, oberwärts von üpp'gen Weinlaubs Ranken
Das trunkne Haupt, von Blumenwuchs umgeben,
Am Nekar ich der ganzen Welt vergessen:
Schreibst du: "O Freund, beklage nicht mein Leben;
Sähst du mich bei der Arbeit, voll Gedanken,
Mein Glück nur würde Thränen dir entpressen."