63.
Nur Stunden noch kann meine Seele wachen
Und weit in Ferne nach dir suchen gehn,
Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn.
Die Seligkeit, die du mit deinem Leben
In meine jungen Tage ausgegossen,
Hat ihnen solch ein volles Maß gegeben,
Daß sie in Rausch und Wollust und Erbeben
Wie randgefüllte Schalen überflossen.
Durch Jahre dir getrennt! und nur noch Stunden,
Da meine Seele weiß, daß du gewesen /
O Freude, Freude, daß ich dich gefunden!
Noch einmal schenkt die Lust an dir den Wunden,
Die mir das Leben schlug, ein froh Genesen!
Und vollbewußt bereit ich mich zum Ende:
Sag, welch ein Herz hat so sein Glück getragen?
Sag, welch ein Herz trug so durch Glanz und Blende
Sein Lieben hin zum drohenden Vollende? /
Dies sei mein Scheidegruß / dies frohe Fragen.