43.

43.
In hellem Landhaus nun auf Felsenhöhe!
Weit unten liegt Florenz am Fluß gebettet
Im Tal, wo all mein Fühlen festgekettet,
Obgleich ich hier so frei und sicher stehe,

Mit festem Schritt auf Grat und Felsen gehe
Und kühn durch Wind und Wetterwolken streife,
Den Feuerstrahl aus schwarzen Himmeln greife
Und gottesgroß auf Kleines niedersehe.

Ja, groß wie Gott, und dennoch festgebunden!
Denn wie Prometheus an den Fels geschmiedet,
Brenn ich an dir mit vielen heißen Wunden,
Aus denen purpurn meine Seele siedet:
Hier oben ward ich reif, dich ganz zu sehen,
Und muß verblutend dir am Herzen stehen.

Collection: 
1912

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9.

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Durch nächtliche Gassen welch süßes Getön,
Wie zwitschernde Vögel in Träumen,
Wie flüsternde Binsen, wie zartestes Wehn
Von Winden in knospenden Bäumen!

Ich öffne das Fenster und blicke hinaus
Und lausche mit...

8.

8.
Unvergleichliches Entzücken
Blüht mir auf aus buntem Strauß;
Welche Freude, ihn zu pflücken,
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Trag ihn armevoll nach Haus.

Häufe ihn in schönstem Glase,
...

7.

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Zuweilen geh ich morgens in den Garten,
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Verschlafne Vögel auf die Sonne warten
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Dann trinken meine nachterfrischten Sinne
All...

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Von...

63.

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Und weit in Ferne nach dir suchen gehn,
Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn.

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