23.
Wohl schweif' ich gern im schattig-grünen Hain,
Doch nur, wenn du auch wandelst durchs Gezweig;
Mein Aug' mißt gern der Himmelsbahn Bereich,
Doch nur, sucht dein Blick auch der Sterne Reihn.
Ich träume gern im Abenddämmerschein,
Doch nur, theilst du, was ich empfinde, gleich;
Und in des Geists und hehrer Schönheit Reich
Freut mich allein, was mir mit dir gemein.
Wo du mir fehlst, fehlt alles meinem Sinn,
Mit dir erst lieb' ich, was ich liebe, ganz,
Ohn' dich läßt kalt mich, was mir sonst gefällt:
Mit dir vereint nur bin ich, was ich bin,
Gewöhnliches auch strahlt in höherm Glanz,
Ohn' dich bin ich mir nichts und nichts die Welt.
Aus: Gedichte von Albert Moeser
Erste Sammlung
Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage
Hamburg Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
1890