17.
Selbstlose Liebe
Wohl dünkt mich's leicht, allmächtig zu erglühen,
Wenn dich dein Lieb mit Inbrunst hält umschlungen,
Wenn sie dich herzt, von eigner Gluth durchdrungen,
Und dunkle Augen feur'ge Blitze sprühen.
Ich aber hab' umsonst mit heißem Mühen
Bei kaltem Sinn, wie oft! um Gunst gerungen,
Von Leibespracht und Wangenschmelz bezwungen,
Von goldnem Haar und schwell'nder Lippen Blühen.
Da lernt' ich, für des Herzens reichste Spenden
Ein Lächeln kaum, ein frost'ges, zu gewinnen
Und dennoch nie der Werbung Dienst zu enden,
Gequält, verschmäht mit nichten je zu wanken,
Und schmerzdurchwühlt mit stillergebnen Sinnen
Sogar für Hohn mit Liebe nur zu danken.
Aus: Gedichte von Albert Moeser
Erste Sammlung
Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage
Hamburg Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
1890