16.
Wer leichten Muths, weil, was sein Herz erlesen,
Nur Kaltsinn kennt, ihm lächelnd kann entsagen
Und heiter gehn wie in vergangnen Tagen,
Glaubt nicht, daß er begriff der Liebe Wesen.
Was enden kann, ist Liebe nie gewesen,
Ein Joch ist sie, für ew'ge Zeit zu tragen,
Sie bannt dich fest an ihren Siegeswagen
Und läßt zur Freiheit niemals dich genesen.
So herrscht sie starr, ein himmlisches Verhängniß,
Und läßt dich nicht, ob Huld dir lohnt dein Werben,
Ob, was du liebst, der Gluth stets bar geblieben:
Wohl klopft das Herz, das Gunst nicht fand, in Bängniß,
Zertreten zuckt's und wünscht sich bald zu sterben,
Und sieh! es bricht, doch hört's nicht auf zu lieben.
Aus: Gedichte von Albert Moeser
Erste Sammlung
Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage
Hamburg Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
1890