15.
Hat stumm das Grab, was lieb dir war, verschlungen,
Doch hast du Trost: Erinn'rung sel'ger Zeit,
Dir strahlt verklärt vom Glanz der Ewigkeit
Des Todten Bild durch ird'sche Dämmerungen.
Doch wenn dein Herz, von Liebe ganz bezwungen,
Sich anderm Ich zu eigen hat geweiht,
Doch für sein Bestes laue Nüchternheit,
Für Gluth nur Kälte stets sich hat errungen,
Das ist ein Schmerz, den ach kein Trost je mildert,
Für den kein Gott, kein Mensch dir Balsam schafft,
Kalt, weihelos, von Worten nicht geschildert;
Du fliehst verstört, ob fern dein Herz gesunde;
Doch was du liebst, folgt dir gespensterhaft,
Und niemals heilt, die blutend klafft, die Wunde.
Aus: Gedichte von Albert Moeser
Erste Sammlung
Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage
Hamburg Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
1890