IV.

Wach' oder träum' ich? Hab' ich Sie gesehen?
Durft' ich des lang' entbehrten Blicks geniessen?
Als würd' in Luft das holde Bild zerfliessen,
So staunt' ich's an, als würd's ein Hauch verwehen.

Und soll ich noch nicht mein Gefühl gestehen?
Die Wonn' und Qual in meine Brust verschliessen?
Ich will, ich muss dies volle Herz ergiessen,
Und sollt' ich gleich verderben und vergehen.

Kannst du, o Thor! gebieten auch den Wogen,
Dass sie zurück zu ihrer Quelle strömen,
Der Flamme, dass sie nicht gen Himmel lodre?

Was menschlich ist, nicht was unmöglich, fodre!
Und länger nicht kann ich die Glut bezähmen,
Die, unbewusst, ich ihrem Aug' entsogen.

Collection: 
1829

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  • IV.

    Wach' oder träum' ich? Hab' ich Sie gesehen?
    Durft' ich des lang' entbehrten Blicks geniessen?
    Als würd' in Luft das holde Bild zerfliessen,
    So staunt' ich's an, als würd's ein Hauch verwehen.

    Und soll ich noch nicht mein Gefühl gestehen?...

  • Aus Wolken neigt ein holdes Bild sich nieder,
    Wenn früh im Ost Aurorens Strahlen blinken;
    Und wenn der Sonne letzte Schimmer sinken,
    Seh' ich's im Duft der Abendröthe wieder.

    Und schwingt die Nacht ihr thauiges Gefieder,
    Dann...

  • II.

    Ihr grünen Hügel, weinbekränzte Höhen,
    Ihr stillen Gründe, kühle Schattenhallen,
    Du dunkler Hain, Wohnsitz der Nachtigallen,
    Wo der Erinnrung Schauer mich umwehen;

    Und du, o schöner Strom, der bald an jähen
    Felswänden rauscht,...

  • Du eilst von Ort zu Ort, von Land zu Lande,
    Nie ruhend hin mit leicht bewegtem Schritte,
    Und denkst vielleicht, nach flücht'ger Wandrer Sitte,
    Nicht mehr des Freunds im fernen Vaterlande.

    Mich aber fesseln hier, am Felsenstrande...

  • Dank dir, freundliche Dryade,
    Die den Wandrer ab vom Pfade
    Lockt' in ihrer Schatten Nacht,
    Dass er in der heil'gen Rinde
    Den geliebten Namen finde,
    Den sie treu für ihn bewacht.