XLV. (45)

XLV. (45)

1. Nun hab ich all mein tag gehört,
wie scheiden sey ein schwere pein,
so hat mir noch nicht gebürt,
das ichs möcht innen worden sein,
Denn jetzt allein, so ich die rein,
und aller schönst auff dieser erd,
mus lassen stan, und sol nit han, |stan=stehen; han=haben
von jr vor was mein hertz begert.

2. Mein hertz begert, nit anders mehr,
denn was zu ehren und freuden zimpt, |zimpt=ziemt
wolt Gott ich solt bald wider keren.
Da ich erhört die stim, in einem haus,
zum fenster aus, das fest thet einher brimmen, |brimmen=brummen
mit grosser pracht, die lieb die macht,
dz ich mich nit kont besinnen.

3. Mit freuden steig ich auff das dach,
wol bei dem allerschönsten haus,
da reicht man mir zu tausentfach,
ein hendlein weis zum fenster aus.
Das bracht meim hertz, gar grossen schmertz,
das ich so bald must wider ab,
offt sach ich umb und wider umb, |sach=sah
hett freud und leid ich armer knab.

Collection: 
1582

More from Poet

XIIII. (14)

1. Ich habs gewagt, du schöne magd,
in rechter lieb und trewe,
Ich bitt halt fast, wie du mir hast, |fast=fest
gered, sol dich nicht gerewen. |gerewen=gereuen
Ich wil allein, dein eigen sein,...

XIII. (13)

1. So wünsche ich jr ein gute nacht,
bey der ich war alleine,
Ein freundlich wort sie zu mir sprach,
wir zwey müssen uns scheiden.
Ich scheide nit weit, Gott weis die zeit,
widerkommen bringt freude....

XII. (12)

1. Jetzt scheiden das bringt mir schwer,
und macht gantz trawrig mich:
Das ich nun mus von der,
die offt erfrewet mich.
Mit schimpffen und mit schertzen,
hat sie mir mein gemüth erfrewt,
erst...

X. (10)

1. So wünsch ich jr eine gute nacht,
zu hundert tausent stunden,
Wenn ich die lieb erst recht betracht,
ist mir mein leid verschwunden.
Wenn ich sie ansich, so erfrewet sie mich, |ansich=ansehe
sie...

VII. (7)

1. Ich armes megdlein klag mich sehr,
wie wil mir nu geschehen,
das ich den hertz allerliebsten mein,
so lang nit hab gesehen,
der mir viel weil ond zeit vertreibt,
sonst keiner auff dieser erden,...