Wir standen am Saume des Waldes am Bahndamm.

Wir standen am Saume des Waldes am Bahndamm.
Die Barriere hemmte uns. Du hattest eine Hand
Mit dem rotbraunen Handschuh auf die Stange gelegt
Und sahst nach dem Zuge, der, noch in weiter Ferne,
Sausend herankam.

Ich raunte, nicht mehr mächtig meiner Sinne,
Weil das Blut mir tosend zu Kopf rann,
Aus Liebe, aus Leidenschaft zu dir:
Ich stürze mich unter seine Räder,
Daß sie malmend über mich rasen,
Wenn Sie mein Flehn nicht erhören.

Du hobst den Kopf, und fein lächelnd,
O unglaublich fein lachend,
Sagtest du leise:
So etwas thut man, sagt's aber nicht.

Aus: Carl Sternheim Gesamtwerk
Band 9: Unveröffentlichtes Frühwerk II
Lyrik Dramenfragmente Prosa
Herausgegeben von Wilhelm Emrich
Hermann Luchterhand Verlag Neuwied am Rhein, Berlin 41 1970

Collection: 
1967

More from Poet

Als mir ein wundersames blasses Kind
Die alte matte Freudenschale gab
Zu trinken, nahm ich, trank und sank hinab
Ins Nebelgrab, war wieder jung und blind.

Was ich durch hartes Ringen mir errang
Es starb, als ich berauscht von...

Wie weiße Narzissen
Ist mein bleiches Gewissen,
Ein wirrender Duft,
Ein Schreien.

Einst war es wie Veilchen,
Das ist nun ein Weilchen,
Eh ich das gewußt:
Zu zweien.

Aus: Carl Sternheim...

1.

Um unsre Plätze ist ein heilig Schweigen,
Und unsre Flüsse hält ein großes Stocken,
Von unsern Bäumen tiefes Niederneigen,
Und in den Lüften zittern wirre Glocken.

Ich schreite einsam zu den weißen Steinen
Und...

Ich leg dir Sterne in dein Mädchenbett,
Sie werden sich an deine Reinheit schmiegen
Und lächelnd da wie bei Verwandten liegen.

Und sinke glücklich nieder im Gebet:
Du bist ein gutes Kind, dein Herz ist rein,
O dieses ganze...

Sieh, dort fällt ein Vogel ein
in das hohe grüne Gras,
weißt du das,
was mag es für ein Vogel sein?

Halt! da ruft er. Komm doch nah,
leise, daß er uns nicht hört,
Schritt um Schritt, gleich sind wir da,
...